Schöne verhüllte Tote
Schöne verhüllte Tote
Schöne verhüllte Tote
Schöne verhüllte Tote
Grundriss Ausstellungsfläche
Beginn Performance
Performance "100 Schöne Tote"
Performance "100 Schöne Tote"
Performance "100 Schöne Tote"
Performance "100 Schöne Tote"
Video "100 Schöne Tote"
Video "100 Schöne Tote"
Installation
Ausstellung "100 Schöne Tote"
Modell
Punktum >>Gesamte Arbeit zu finden unter: http://nickteplov.com/projects/punktum-petersburg--berlin/

Stückaufzeichnung:

Theater- und Ausstellungsprojekt im Rahmen des "Deutschlandjahres in Russland" 2012, gefördert vom Goethe Institut St-Petersburg; Ausstellungsfläche "Tkachi"

Der städtische Raum hat sich in St.-Petersburg innerhalb der letzten Jahre rapide verändert. Historische Gebäude sind in großer Zahl verschwunden und an ihrer Stelle sind neue Objekte errichtet worden. Das Thema Stadtplanung erhielt eine politische Dimension und bildete die Grundlage zahlreicher Diskussionen. Das Kunstprojekt “Hundert schöne Tote”, bestehend aus Ausstellung und Theater beleuchtet die Veränderungen im Stadtbild von einem alternativen Standpunkt aus: Regisseure und Künstler werden zu Forschern und reflektieren den Wandel der Stadt aus einer rein künstlerischen Perspektive, die nicht bewertet, nicht „kämpft“, doch mit wachen, neugierigen Augen beobachtet.

Eines der Ausstellungsobjekte, eine 20-Meter lange Karte von St.Petersburg, hält die verschiedenen Neugestaltungsprozesse des Stadtbildes innerhalb der letzten zehn Jahre fest. Die Statistiken und die Chronologie werden ins Symbolische übersetzt: die Autoren beschäftigen sich mit der Frage, was nach dem Verschwinden eines Gebäudes zurückbleibt. Ein Gebäude kann abgetragen, das Material entsorgt werden, seine Legende jedoch nicht: Jedes Haus hinterlässt eine Spur im menschlichen Gedächtnis, eine Narbe auf dem Körper der Stadt – was passiert mit all dem, was sich an diesem Ort im Laufe mehrerer Jahrhunderte angesammelt hat? Die Ausstellung zieht Parallelen zwischen dem Leben und dem Aufbau eines Gebäudes und dem Schicksal und Körper eines Menschen, vergleicht den Umgang mit Architekturdenkmälern mit altertümlichen Geburts- und Todesritualen, setzt die Stadttopologie mythischen Territorien/Schauplätzen gleich - zum Beispiel dem hellenistischen Hades. Die Installation “Übergang” empfindet - entsprechend der antiken Tradition - der Aufbahrung von Todesmasken - die Atmosphäre des altgriechischen Schattenreiches nach.

Im Ausstellungsraum verbirgt sich eine schattenhafte Doppelgängerstadt St. Petersburgs – Berlin, eine Metropole, die in ihrer Vergangenheit einen bedeutenden Veränderungsprozess durchlebt hat. Der Vergleich beider Stadtpläne führt zu unerwarteten Resultaten: ihre Topographien und Geschichten kreuzen und verbinden sich auf seltsame und erstaunliche Weise und lassen verdeckte Parallelen und Kontraste zum Vorschein kommen.

Das Theaterstück wird im Rahmen des russisch- deutschen Projekts von einem Berliner Team konzipiert, bestehend aus der Regisseurin Soo Eun-Lee und der Bühnenbildnerin Friederike Meese. Die Inszenierung wird komplett mit professionellen Petersburger Schauspielern erarbeitet. Die Berliner Gruppe Oper Dynamo West, der die Regisseurin angehört, verwendet für ihre Stücke häufig Schauplätze und Handlungsorte des öffentlichen Raumes: darunter den zum Kultort gewachsenen Westberliner Bahnhof Zoo, den Kurfürstendamm, das Einkaufszentrum “Europa-Zentrum” und das leerstehende Schiller-Theater. Ihre Performances, die sich zwischen den Grenzen architektonischer, szenischer, musikalischer und darstellender Kunst bewegen, konfrontieren die Zuschauer mit kritischen Fragen: Können Stadtstrukturen verändert oder erschüttert werden? Was ist in unserer Umgebung bloβe Dekoration, und was – Realität? Wo verbirgt sich Fiktion und wo – dokumentierte Wahrheit?

Das Projekt “100 schöne Tote” entwirft eine neue, eigene, dem Thema nachempfundene Form der Theateraufführung. Der Ausstellungsraum und seine Exponate werden zum Bühnenbild und andersherum. Theaterstück und Ausstellung funktionieren als eine Einheit. Die Darsteller leiten durch den Raum, führen eine moderne Mysterie auf, die dem seltsamen Prozess des Verschwindens gewidmet ist und einer Welt darum herum, in der wir uns nur noch unserer Vorstellungskraft anvertrauen können, durch die sich uns vielleicht aber eine neue Sicht eröffnet. Nach der Eröffnung finden zu unterschiedlichen Terminen Vorstellungen statt. Während der restlichen Tage wird die Performance in Form einer Videoinstallation übertragen.

Die Ausstellung “100 schöne Tote” findet im Kreativraum “Tkachi” statt – in einem Gebäude, dessen Atmosphäre und Legende trotz zahlreicher Wandlungen erhalten blieb: die ehemalige Spinn- und Webfabrik, benannt nach Peter Anisimow, ist zu einer kulturellen Kunststätte geworden, in der sich dank dem motivierten weltoffenen Organisatorenteam die ausgefallensten Ideen entfalten können.

Im Rahmen des Projekts findet eine offene Diskussion unter Teilnahme von Künstlern, Architekten, Journalisten, Kuratoren der modernen Kunst und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens statt.


Web-Site mit weiteren Bildern: http://nickteplov.com/projects/100-beautiful-dead/

Punktum - Arbeit von Nick Teplov und Friederike Meese: http://nickteplov.com/projects/punktum-petersburg--berlin/


Projektteilnehmer:
Dmitrij Vorobjow, Soziologe
Soo-eun Lee, Regisseurin
Nik Teplov, Künstler
Friederike Meese, Bühnenbildnerin

Wlad Petrow, Audiokünstler
Markus Hoffmann, Künstler